Hollabrunner Wald – fit für die Zukunft?
Wälder gehören zu den wichtigsten Lebensräumen für viele verschiedene Lebewesen. Wir profitieren von wertvollen ökologischen Leistungen wie Wasser- und Kohlenstoffspeicherung, der Produktion von Sauerstoff und Holz. Doch unsere Wälder stehen stark unter Druck: Klimawandel, Schädlinge und Nutzung – auch als Naherholungsgebiet – muss er aushalten können. Bei einem Spaziergang mit Bezirksförster Rupert Klinghofer, Oberförster Florian Steinwendtner und Obmann der Freunde des Hollabrunner Waldes, Wilhelm Müllebner, diskutierten wir Maßnahmen und notwendige Anpassungen. Denn: Mögliche Maßnahmen und Anpassungen können auch zu negativen Erscheinungen führen – hier gilt es sehr vorsichtig abzuwägen.
Brandschutzstreifen, Wegekartierung und illegale Abfälle
In unserer trockenen Region befindet sich der Hollabrunner Wald klimatisch gesehen in der höchsten Waldbrandrisikozone. Durch das Pflanzen von Laubbäumen, dem Anlegen von Brandschutzstreifen und einer Wegekartierung und Übungen durch die Feuerwehr werden bereits Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Der größte Faktor von Waldbränden ist aber der Mensch – immerhin sind 85 % aller Waldbrände vom Menschen verursacht: Häufigste Brandursache sind dabei achtlos weggeworfene Zigaretten! Im Frühjahr entstehen auch immer wieder Waldbrände durch das Ausbringen heißer Asche im Wald.
Außerdem leidet die heimische Artenvielfalt im Hollabrunner Wald unter der illegalen Entsorgung von Gartenabfällen und Kompost. So gelangen auch immer wieder invasive Pflanzen wie das einjährige Berufkraut oder die kanadische Goldrute in den Wald und verdrängen dort heimische Arten.
Laubbäume und Holzwirtschaft
Viele Laubbaumarten haben, neben dem geringeren Waldbrandrisiko, einen weiteren Vorteil: Sie kommen besser mit Hitze und Trockenheit zurecht. Ein Mischwald aus verschiedenen dieser Laubbaumarten gilt somit als die waldbaulich beste Anpassung an den Klimawandel. Die Fichte dagegen gilt als die sensibelste heimische Baumart im Klimawandel. Durch verschiedene Baumarte lässt sich das Risiko eines Ausfalls einzelner Arten, etwa durch die Klimakrise aber besonders auch durch eingeschleppte Krankheiten, streuen. Sehr geteilt sind hier aber die Expertenmeinungen über die Pflanzung von standortfremden und exotischen Arten, da einige Arten ein invasives Potential besitzen und später schwer unter Kontrolle gehalten werden können.
Auch Schlägerungen werden an die Trockenheit angepasst: Kahlschläge werden vermieden, um das feuchte Waldklima und die Beschattung des Bodens möglichst aufrecht zu halten. Dies unterbindet außerdem eine starke Ausbreitung von den nicht-heimischen und sich stark ausbreitenden Arten wie etwa der Robinie und des Götterbaumes. Zusätzlich sind Bäume unterschiedlichen Alters unterschiedlich anfällig und eine hohe Zahl an bereits im Bestand vorhandenen Jungbäumen können bei Kalamitäten schneller zu einer Erholung des Waldbestandes führen.
Um Verdichtungen zu vermeiden, wäre die Bewirtschaftung mit dem Pferd die schonendste Art und Weise, besonders da der Waldboden im Winter kaum noch gefroren ist und dadurch leichter verdichtet werden kann. Neben den höheren Kosten ist es aber schwierig in der Region jemanden zu finden, der noch das Wissen und die Arbeitspferde dazu besitzt, auch wenn der Trend zum Holzrücken mit Pferd wieder steigt. Daher wird im Hollabrunner Wald mit Harvester geerntet, welcher rechts und links seines Weges mit dem langen Kran immerhin 10m in den Wald hinein reicht. Um den Boden möglichst zu schonen, werden Maßnahmen ergriffen, wie das Unterlegen von Reisig auf der Fahrgasse.
Totholz: Artenvielfalt und Baumhaftung
Wälder stellen global und national einen der wichtigsten terrestrischen und stark symbiotischen Lebensräume dar. Alte Habitatbäume und Totholz werden daher, wo möglich, für im Wald lebende Lebewesen belassen und bieten Fledermäusen, Vögeln, Kleinnagern und von Totholz lebenden Insekten, Pilzen und systemnotwendigen aber vielfach unterschätzten Kleinstlebewesen einen Unterschlupf und Nahrung. Doch Waldbesitzer haften hinsichtlich Baumschäden entlang von Wegen (§ 174 Abs. 4 ForstG), was immer wieder zu präventiven Schlägerungen führt. Hier ist die Bevölkerung dringlichst aufgerufen, nicht auch noch weitere „Trampelpfade“ im bereits von einem dichten Wegenetz durchzogenen Hollabrunner Wald anzulegen, die dann als Wege anerkannt werden müssen und zu entsprechendem Biotopverlust infolge dieser Schlägerungen führen.
Waldweg- und Waldrandpflege ist generell ein schwieriges Thema, da es sich bei Waldrändern um die bioaktivste Zone handelt. Dennoch werden Waldpflegearbeiten aus Unwissenheit von Waldbesuchern immer wieder auch unter dem Jahr gefordert.
Den Wald zur Erholung richtig nutzen:
- Zigaretten: Rauchen Sie nicht im Wald, um Brandgefahr zu vermeiden und entsorgen Sie die Zigaretten ordnungsgemäß (z.B. in einem „Taschenbecher“).
- Wege: Bleiben Sie auf den markierten Wegen, um die Natur zu schonen. Seien Sie sich bewusst, dass Sie sich in einem natürlich gewachsenem Biotop und nicht in einem gestalteten Park oder einer Sportstätte befinden.
- Illegale Entsorgung: Entsorgen Sie keine heiße Asche oder Grünschnitt/Kompost (aber natürlich auch keinen anderen Abfall) im Wald.